des Metropoliten von Deutschland und Exarchen von Zentraleuropa Augoustinos
Liebe orthodoxe Christen in Deutschland!
Im Mittelpunkt des großen Festes, das wir heute feiern, stehen natürlich der neugeborene Christus und seine jungfräuliche Mutter. Aber es gibt da auch eine Person, die fast unbemerkt zu bleiben scheint. Dieser Person ist meine diesjährige Weihnachtsbotschaft gewidmet. Es ist Joseph von Nazareth, der Beschützer der Gottesmutter und des Jesuskindes. Obwohl seine Rolle sehr wichtig ist, haben wir nur wenige Informationen über ihn, die wir hauptsächlich den Evangelisten Matthäus und Lukas entnehmen.
Es gibt drei wichtige Hinweise auf ihn. Der erste Hinweis ist, dass Joseph aus dem königlichen Geschlecht Davids stammt. Der zweite Hinweis ist, dass Joseph trotz seiner Überraschung und seines anfänglichen Misstrauens hinsichtlich der Schwangerschaft der Jungfrau Maria sehr schnell erkennt und mühelos akzeptiert, dass die Empfängnis Christi durch den Heiligen Geist erfolgte. So gelangt er vom „Schwanken der einander widerstreitenden Gedanken des Zweifels“ zur Bewunderung und zur lobpreisenden Verherrlichung der Wunder der Liebe Gottes. Er sieht in der Geburt Christi die Erfüllung der überwältigenden Prophezeiungen des Alten Testaments über das Kommen des Messias. Der dritte Hinweis auf die Person Josephs bezieht sich auf seine Rolle bei der Rettung Christi und seiner Mutter durch die Flucht nach Ägypten, als das Leben des Kindes in Gefahr war.
Schon diese kurzen Hinweise lassen erkennen, dass Joseph ein frommer und gläubiger Mann ist. Er wird zu Recht als Vorbild der Gerechtigkeit, der Demut und des Gehorsams gegenüber dem Willen Gottes beschrieben. Obwohl Joseph im öffentlichen Leben Jesu nicht auftaucht, ist sein Beitrag zur Versorgung seiner Familie offensichtlich und entscheidend. Es wird deutlich, dass er trotz seiner Bedeutung im Leben des Herrn niemals persönlichen Ruhm oder eine herausragende Stellung beansprucht. Er unterwirft sich dem Willen Gottes, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Sein reiner Charakter macht ihn besonders liebenswert, denn er zeigt, dass der wahre Wert nicht in der äußeren Erscheinung liegt, sondern in der inneren Haltung und im Ethos.
Joseph versteht und akzeptiert, dass sein Leben nicht nur eine persönliche Angelegenheit ist, sondern Teil des göttlichen Heilsplans für die Menschheit. Er lehnt die Paradoxie der Situation nicht ab, sondern beteiligt sich an der Verwirklichung des Plans, indem er mit vollem Vertrauen und beispielloser Hingabe die Rolle des Beschützers Jesu und der Jungfrau Maria übernimmt.
Joseph von Nazareth ist eine Gestalt, die alle Tugenden verkörpert, die den Menschen vor Gott und den Mitmenschen würdig machen. Er ist das Vorbild des Menschen, der den höchsten Ruf Gottes erkennt und ihm mit Glauben und Demut, mit Hingabe und Geduld folgt. Mit seiner Integrität und seinem Vorbild zeigt uns Joseph, wie wir gemäß dem Ethos leben können, das Christus uns gelehrt hat. Er gibt uns ein lebendiges Beispiel dafür, wie wir unauffällig, aber mutig, demütig und gläubig durchs Leben gehen können. Gerade das ist es, was uns, vielleicht mehr denn je, nottut, und darum wünsche ich es uns allen von Herzen!
Gesegnete Weihnachten!
Bonn, am 25. Dezember 2024
Euer Metropolit
+ Augoustinos von Deutschland
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